In diesem Buch erfahren Sie mehr über die Grundlagen, den Hintergrund, die Wirkweise und die Anwendung von Leichter Sprache und lernen, wie Sie deren Prinzipien optimal für sich und Ihre Ziele einsetzen können.
Die Theorie wird anhand von anschaulichen und kurzweiligen Praxisbeispielen verdeutlicht und die enthaltenen Übungen und Checklisten unterstützen dich bei der eigenen Umsetzung.
Leichte Sprache: Grundlagen und Anleitung für eine barrierefreie Kommunikation
Leichte Sprache ist eine besonders einfache Sprache, deren kurze Sätze, prägnanten Aussagen und verständliche Darstellung kaum Missverständnisse zulassen.
Viele Menschen können sich zwar im Alltag verständigen, haben jedoch Mühe, komplexe oder abstrakte Sachverhalte zu verstehen und schwierige Texte zu lesen. Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung Probleme damit hat, die Erklärungen von medizinischen und therapeutischen Fachpersonen zu verstehen. Dabei ist das Verstehen von gesundheitsrelevanten Informationen ein wichtiger Faktor für den Therapieerfolg und die Patient*innensicherheit. Leichte Sprache kann die Beziehungsqualität in Beratungs-, Erziehungs- und anderen Begleitsituationen nachhaltig verbessern.
Von den Prinzipien Leichter Sprache profitieren deshalb nicht nur Ärzt*innen, Therapeut*innen und weiteres medizinisches, pflegerisches und betreuerisches Fachpersonal, sondern auch andere Personengruppen wie Eltern, Angehörige von Demenzbetroffenen, Lehrpersonen, Führungspersonen und weitere Berufsgruppen mit Kundenkontakt.
Prüftools
Mit den folgenden kostenlosen Online-Prüfprogrammen können Sie prüfen, ob ein Text den Regeln Leichter Sprache entspricht, bzw. wie schwer oder leicht lesbar er ist:
Wörterbücher
In den folgenden kostenlosen Wörterbüchern finden Sie Erklärungen für schwierige Begriffe:
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Lösungen zum Buch: Beispieltexte bzw. Übersetzungsübung
Formulieren Sie den folgenden Text in Leichter Sprache:
Schon im 18. Jahrhundert forderte Kaiserin Maria Theresia, dass Gesetze so formuliert sein müssen, dass sie das Bürgertum versteht. Um dies sicherzustellen, beschäftigte sie einen „buta ember“ – das ist die ungarische Bezeichnung für einen einfachen Menschen –, um die Inhalte zu prüfen. Der Überlieferung nach musste er den Inhalt jeweils mit seinen eigenen Worten wiedergeben. Die Kaiserin ließ die Texte so lange überarbeiten und vereinfachen, bis sie für ihn verständlich waren. Noch heute stammen in Österreich etwa ein Drittel der Bestimmungen des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches von 1811. Über deren Verständlichkeit lässt sich allerdings streiten.
Übersetzungen in Leichte(re) Sprache können sehr unterschiedlich aussehen. Ein Richtig oder Falsch gibt es häufig nicht. Hier finden Sie 3 Lösungen zum Vergleich:
Leichte Sprache ist nicht neu.
Leichte Sprache gab es schon vor 300 Jahren.
Kaiserin Maria Theresia forderte damals:
«Die Bürger und Bürgerinnen sollen die Gesetze verstehen können.
Die Gesetze müssen verständlich sein.»
Kaiserin Maria Theresia wollte auch überprüfen:
Sind die Gesetze verständlich?
Deshalb liess sie die Texte immer von einem Bürger überprüfen.
Dieser Bürger hiess «buta ember».
«Buta ember» heisst auf ungarisch: Einfacher Mensch.
Der Bürger ist wahrscheinlich eine Person mit Lern-Schwierigkeiten.
Der Bürger musste den Inhalt mit seinen eigenen Worten wiedergeben.
So konnte die Kaiserin Maria Theresa prüfen:
Hat er alles richtig verstanden?
Die Gesetze wurden vereinfacht bis der Bürger sie gut verstehen konnte.
Einen Teil von diesen Gesetzen gibt es in Österreich auch heute noch.
Wahrscheinlich finden wir diese Gesetze heutzutage nicht mehr leicht verständlich.Vor etwa 300 Jahren regierte
die Kaiserin Maria Theresia in Österreich.
Sie setzte sich dafür ein:
Alle Texte von Gesetzen sollen einfach sein.
Damit die Menschen die Gesetze verstehen können.
Wie konnte das gelingen?
Die Kaiserin bezahlte einen einfachen Menschen.
Seine Aufgabe war das Prüfen der Texte:
Er sollte die Texte lesen.
Und den Inhalt mit eignen Worten erklären.
War seine Erklärung falsch?
Dann waren die Texte zu schwer.
Die Kaiserin änderte die Texte:
So lange, bis der Mensch die Texte erklären konnte.
Viele Gesetze in Österreich sind noch aus dieser Zeit.
Aber sind die Texte wirklich verständlich genug?
Darüber streiten sich die Menschen auch heute.Das Allgemeine Bürgerliche Gesetz-Buch ist ein wichtiges Gesetz in Österreich.
Das Gesetz gibt es seit dem Jahr 1811.
In Gesetzen steht, was man tun darf.
Und was man nicht tun darf.
An die Gesetze müssen sich alle Menschen halten.
Dafür ist ganz wichtig:
Alle müssen die Gesetze verstehen.
Aber es gibt ein Problem:
Viele Menschen können die Gesetze nicht verstehen.
Die Kaiserin Maria Theresia hat das geändert.
Maria Theresia war früher die Kaiserin von Österreich.
Das hat Maria Theresia gemacht:
Ein Mitarbeiter hat die Gesetze geprüft.
Er hat geprüft:-
Was ist schwer zu lesen?
-
Was ist schwer zu verstehen?
Vielleicht gab es noch ein Problem im Text.
Zum Beispiel:-
Ein Wort war zu schwierig.
-
Ein Satz war zu lang.
Dann hat die Kaiserin den Text geändert.
Damit viele Menschen die Gesetze besser verstehen konnten.
Und damit viele Menschen die Informationen lesen konnten.-
Beispieltexte bzw. Übersetzungsübung
Übersetzen Sie den folgenden Text in Leichter Sprache:
Nicht ohne meine Mutter
Er erpresste eine Supermarkt-Kette um eine Millionensumme und drohte damit, Lebensmittel zu vergiften. Doch zur Lösegeldübergabe traute sich der 38-jährige Erpresser nicht ohne seine Mami: Vor dem Landgericht Köln wurde die kuriose Lösegeldübergabe noch einmal im Detail rekonstruiert. Weshalb er seine Mutter zur Lösegeldübergabe mitgebracht habe, wollten natürlich auch die Richter wissen. "Ich hätte das Auto sonst nicht bekommen", sagte der Mann zur Begründung. So kurios der Fall ist: Das Gericht verurteilte ihn im Oktober zu zweieinhalb Jahren Haft.
Quelle: Rheinische Post (7.5.2015): Lacher auf der Wache. NRW: Lustigste Polizeimeldungen.
Übersetzungen in Leichte(re) Sprache können sehr unterschiedlich aussehen. Ein Richtig oder Falsch gibt es häufig nicht, dafür gibt es häufig bessere und weniger gute Lösungen. Hier finden Sie 3 Übersetzungen von Schüler*innen in Leichter Sprache zum Vergleich. Vergleichen Sie die Lösungen mit Ihrer Lösung und überlegen Sie: Was unterscheidet die besseren von den weniger guten Lösungen?
Nur mit meiner Mutter
Der Mann geht in einen Einkaufs-Laden.
Der Mann will das ganze Geld aus der Kasse.
Ohne Geld wird der Mann wütend.
Der Mann macht sonst das ganze Essen kaputt.
Das Geld will er der Mann nur mit seiner Mama abholen.
Der Mann wird von der Polizei gefangen.
Die Polizei will wissen warum die Mama mitgekommen ist.
Der Mann kann nur mit der Mama Auto fahren.
Der Mann muss für 2 Jahre und 6 Monate ins Gefängnis.Nicht ohne meine Mutter
Ein lustiger Polizei-Fall ist in Köln passiert.
Ein Erpresser hat Geld von einer Supermarkt-Kette verlangt.
Der Erpresser hat der Supermarkt-Kette gedroht:
«Geben sie mir Geld oder ich vergifte die Lebens-Mittel!»
Sie fragen sich:
Wieso ist diese Geschichte so lustig?
Lustig ist:
Der Erpresser hat sein Mami mitgenommen zur Übergabe vom Geld!
Die Polizei hat den Erpresser gefragt wieso.
Der Erpresser hat geantwortet:
«Ich hätte sonst das Auto nicht bekommen».
Der Erpresser muss trotzdem 2 ½ Jahre ins Gefängnis.Ein lustiges Verbrechen
Ein Mann hat ein Verbrechen begangen.
Zum Verbrechen hat der Mann seine Mutter mitgenommen.
Wegen dem Verbrechen musste der Mann vor das Gericht.
Das Gericht fragte den Mann warum seine Mutter dabei war.
Der Mann hatte selbst kein Auto.
Er brauchte das Auto von seiner Mutter.Nicht ohne meine Mutter
Ein Mann hat einen Einkaufs-Laden bedroht.
Der Einkaufs-Laden konnte aus 2 Sachen wählen:
1) Der Einkaufs-Laden gibt dem Mann viel Geld.
2) Oder der Mann tut Gift in das Essen im Einkaufs-Laden.
Das ist verboten.
Das heisst: Erpressung.
Der Einkaufs-Laden hat einen Trick benutzt.
Der Einkaufs-Laden hat dem Mann das Geld versprochen.
Und der Einkaufs-Laden ist zur Polizei gegangen.
Der Mann wollte das Geld mit einem Auto abholen.
Die Mutter vom Mann sass mit dem Mann im Auto.
Warum?
Der Mann musste das Auto von seiner Mutter ausleihen.
Die Mutter wollte mitfahren.
Oder der Mann bekam das Auto nicht.
Darum war die Mutter vom Mann bei der Geld-Übergabe dabei.