"Computerbasiertes Experten- und Selbsthilfesystem auf Basis eines systemisch-lösungsorientierten Beratungsansatzes", so lautet der Name des Programmes, das ein lösungsorientiertes Gespräch führen kann. Was ist das «computerbasierte Experten- und Selbsthilfesystem»? Sie können sich darunter eine Webseite vorstellen, die den User durch einen systemisch-lösungsorientierten Beratungsprozess führt. Dabei stellt das System, basierend auf den Methoden des systemisch-lösungsorientierten Ansatzes, Fragen, die der User oder die Userin dann entweder für sich selber beantwortet (Selbsthilfesystem) oder die er als beratende Person dem Klienten oder der Klientin stellt (Expertensystem). Kennengelernt habe ich dieses System an einem der Workshops, die an der diesjährigen „Fachtagung Lösungs- und Kompetenzorientierung“ an der Hochschule Luzern angeboten wurden. Entwickler ist Michael Groer, der an der HSL den MAS Lösungs- und Kompetenzorientierung absolviert und dies als Abschlussarbeit entwickelt hat. Worum geht es beim lösungsorientierten Ansatz? Der lösungsorientierte Ansatz, LOA, ist eine Sichtweise, in welcher davon ausgegangen wird, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen und Ausnahmen von Problemen zu konzentrieren, anstatt auf Probleme und deren Entstehung. Lösungsorientierte Menschen richten ihre Aufmerksamkeit auf Chancen und Alternativen und wenn etwas nicht klappt, probieren sie immer wieder neue Dinge aus. Die Wurzeln hat der Ansatz in der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Er basiert auf folgenden zentralen Annahmen:
LOA schlägt des Weiteren eine Reihe von Methoden zur Gesprächsführung vor. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass der Fokus immer auf der Lösung und nicht auf der Entstehung des Problems liegt. Ausserdem werden Lösungen angestrebt, die von der betroffenen Person selbst und nicht vom beratenden bzw. begleitenden Menschen entwickelt werden. LOA ist damit anschlussfähig an das Konzept des Empowerment und somit eine Hilfe die BRK konkret umzusetzen. Viele sozialpädagogische Institutionen haben LOA deshalb im agogischen Konzept verankert. Wie funktioniert das computerbasierte System? Im System sind alle möglichen Varianten einer systemisch-lösungsbasierten Beratung abgelegt. Auf der Seite wird dann eine Frage nach der anderen angezeigt, welche die Fachperson der Klientin oder dem Klienten stellt. Bei der Nutzung als Selbsthilfeprogramm beantwortet die Userin oder der User die Fragen für sich alleine. Je nachdem können die Antworten mündlich ausgesprochen oder für sich notiert werden. Das System wartet, bis die befragte Person soweit ist und der User oder die Userin auf "weiter", «ja» oder «nein» klickt, um dann mit der nächsten Frage fortzufahren. Ein grosser Vorteil ist, dass das Programm funktioniert, ohne dass persönliche Daten eingegeben werden müssen, und ist daher datenschutztechnisch völlig unbedenklich. Ersetzt dieses Computerprogramm den Menschen als Berater? Ich habe das Programm im Rahmen von Weiterbildungen mit über 50 Personen getestet. Dabei hat mich das Programm überzeugt. Was Sie möglicherweise erstaunen wird, ist, dass sich die grosse Mehrheit der Teilnehmenden durch die Fragen des Programmes gut abgeholt gefühlt hat. Das liegt möglicherweise daran, dass sich das Programm, durch die Option «ja» oder «nein» anklicken zu können, dem Benutzer automatisch anpasst. Die Hoffnung, dass sie das Problem lösen können, ist bei allen Teilnehmern im Vergleich zum Beginn des Beratungsprozesses gestiegen, zum Teil massiv. Die Teilnehmenden berichten, dass sie das ja eigentlich alles schon wussten, aber es ihnen durch diesen Beratungsprozess erst viel deutlicher geworden ist. Ideal ist, dass die Benützer und Benützerinnen lösungsorientiert an einem Problem arbeiten können, ohne mit dem lösungsorientierten Ansatz selber näher vertraut zu sein. Das Computerprogramm eignet sich somit auch ausgezeichnet zu Übungszwecken, um das lösungsorientierte Fragen und Denken einzuüben. Allerdings war es für einige etwas befremdlich, dass ihr Gegenüber die Fragen von einem Computer abgelesen hat, weil so der Augenkontakt nicht immer aufrechterhalten werden konnte. Auch die Formulierung der Fragen wirkte zum Teil etwas mechanisch. Einen Menschen mit einem offenen Ohr und empathischer Zuwendung wird wahrscheinlich kein Computer der Welt ersetzen können. Dennoch bin ich überzeugt, dass dieses Programm vielen Menschen weiterhelfen kann. Es macht Lösungsorientierung für jeden zugänglich, der lesen kann und ein Handy oder einen Computer mit Internetanschluss hat. Probieren Sie es aus unter: www.solution-focused.ch. Literatur und Links:
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Sonja Gross Master of Arts in Erziehungswissenschaft
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