Wirkungsmessung: Der neue Weg für soziale Institutionen zu mehr Ressourcen und Legitimität14/12/2018 Wirkungsmessung ist immer mehr ein Thema, auch im Sozialbereich. Der «Social Impact», die Wirkung der Leistung sozialer Organisationen, soll ausgewiesen werden. Vor allem in Österreich ist die Nachfrage nach Wirkungsmessungen im NPO-Sektor sehr gross und wächst ständig, erklärt Frau Rauscher von der Wirtschaftsuniversität Wien in ihrem Vortrag an der ZHAW zu diesem Thema am 2. Oktober 2018. In Grossbritannien können soziale Organisationen bereits auf fertige Guidelines zur Erstellung von Wirkungsanalysen zurückgreifen. Aber auch in der Schweiz wird Wirkungsmessung immer häufiger diskutiert. Weshalb Wirkungsmessung immer mehr zum Thema wird Es gibt verschiedene Gründe, weshalb je länger je mehr soziale Organisationen ihre Wirkung messen: zur Mobilisierung von Ressourcen, für die Suche nach Partnern und Kooperationen, für die Wettbewerbsfähigkeit. Es lohnt sich aber auch aus politischen Gründen, die eigene Wirkung auszuweisen. Die Organisationen versprechen sich davon Legitimität und kommen damit den Forderungen der Öffentlichkeit nach Transparenz nach. Schliesslich profitieren sie aber auch ganz direkt davon, da sie unter Umständen eine verbesserte Datenbasis für Entscheide erlangen, durch die Erhebung Organisationsentwicklung betreiben und damit auch innovativ bleiben (vgl. Kehl & Sundermann 2017, S. 3). Den Outcome nachweisen: Messung mittels wissenschaftlicher Methoden Zur Messung von Wirkung bieten sich die klassischen wissenschaftlichen Methoden an. Zunächst ist wichtig, dass die Organisation festhält, welche Ziele sie mit der Wirkungsanalyse verfolgen möchte. Aufgrund der Zieldefinition wird ein Modell gebildet. Darin wird festgehalten, welche Ziele die Organisation mit welchen Aktivitäten und Ressourcen erreicht. Es werden Wirkungsketten beschrieben: Input à Aktivitäten à Output à Outcome. Aufgrund der Zieldefinition und Modellbildung wird überlegt, mit welchen Forschungsmethoden die Daten am besten erhoben werden können: beispielsweise mit Interviews oder durch die Analyse vorhandener Daten. Schliesslich werden die Daten ausgewertet und interpretiert und die festgestellte Wirkung dokumentiert (vgl. Kehl & Sundermann 2017, S. 4). Die Wirkung in Franken: der Social Return on Investment Eine Möglichkeit, die Wirkung zu messen, besteht in der SROI-Analyse, ausgeschrieben «Social Return on Investment»-Analyse. Der SROI versucht, die erbrachte Wirkung in Geld auszudrücken. «Der SROI geht von dem Grundsatz aus, dass Mittel, die im „Non-Profit-Bereich“ ausgegeben werden, als Investitionen zu begreifen sind, deren erzielte Gesamtwirkung als SROI, als sozialer, ökologischer und ökonomischer Gegenwert der Investition, verstanden und gemessen werden kann» (Tria 2013, S. 1). Der SROI basiert auf den Wirtschaftsmodellen ROI (Return on Investment) und der Kosten-Nutzen-Analyse. Er wurde erstmals 1996 vom Robert Enterprise Development Fund vorgestellt. Der SROI ergibt sich demnach aus: SROI = Eigenwirkung (erzeugter sozialer, ökologischer und ökonomischer Gegenwert): Einsatz von Mitteln (sozial, ökologisch und ökonomisch) Wirkungsanalysen können auch im Kleinen gemacht werden! Vielleicht kann ich Sie aber im Folgenden doch wieder etwas beruhigen. Denn die Podiumsgäste an der Veranstaltung am 2. Oktober 2018 an der ZHAW zum Thema «Wirkungsmessung: voller Erfolg oder leere Versprechen» waren sich einig: Wirkungsanalysen können auch im Kleinen gemacht werden! Auch eine Fallgeschichte einer Person im Jahresbericht ist ein Wirkungsbericht. Zudem sind der Beweis und die Messung der Wirkung für soziale Organisationen oft gar nicht so wichtig, sondern das Aufstellen von Thesen zur Ursache-Wirkung reichen schon. Insbesondere wird das Aufstellen dieser Thesen dann als gewinnbringend eingeschätzt, wenn sie als partizipativer Prozess stattfindet, an dem die ganze Organisation teilnimmt. Zum Schluss finden Sie wie immer einige wertvolle Literaturtipps und Links zum Thema. Ein besonders gelungenes Beispiel, wie Wirkung ausgewiesen werden kann, zeigt uns die Institution Brüggli. Brüggli ist ein Ausbildungs- und Integrationsunternehmen, das sich für Menschen mit körperlichen und psychischen Schwierigkeiten engagiert. Seit über zehn Jahren publiziert das Brüggli eine Sozialbilanz, in der sie die Wirkung ihrer Leistungen für die Öffentlichkeit beschreibt. Einen Blick reinzuwerfen lohnt sich: https://www.brueggli.ch/warum/sozialbilanz.html. Literatur und Links Brüggli: Sozialbilanz. Online: https://www.brueggli.ch/warum/sozialbilanz.html (Letzter Zugriff: 1.12.2018) Münster Journal (2015): Mehr Lebensqualität für Sterbende und ihre Angehörigen. Online: https://muenster-journal.de/2015/11/mehr-lebensqualitaet-fuer-sterbende-und-ihre-angehoerigen/ (Letzter Zugriff: 1.12.2018) Kehl, Konstantin/Sundermann, Larissa M. (2017): Wirkung und Effektivität. Wie Sie die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation prüfen und nutzen können. Online: https://www.zhaw.ch/de/sozialearbeit/institute-zentren/ism/news-ism-detail/news-single/wirkung-und-effektivitaet (Letzter Zugriff: 1.12.2018) SRS social reporting standard (2011): Guidelines for impact-oriented reporting. Online: https://www.social-reporting-standard.de/fileadmin/redaktion/downloads/SRS_guidelines_2012_EN.pdf (Letzter Zugriff: 1.12.2018) Tria, Bettina (2013): Social Return on Investment – ein Ansatz zur Messung der erzeugten Eigenwirkung. Verlag Dashöfer GmbH. Online: https://www.kompass-sozialmanagement.de/social-return-on-investment-ein-ansatz-zur-messung-der-erzeugten-eigenwirkung.html?src=5
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Sonja Gross Master of Arts in Erziehungswissenschaft
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